Warum manche Websites einfach Lust auf’s Surfen machen und andere uns nach kürzester Zeit frustriert aufgeben lassen ist kein Zufall. Das liegt am guten User Experience Design. Dieses macht es dem Gehirn leicht, da es sich an seinen natürlichen Abläufen orientiert. Um sich in den Nutzer hinein zu versetzen und eine gelungene User Experience zu gestalten, lohnt es sich, das Einmaleins des Gehirns zu kennen. Wie nimmt der Nutzer wahr, wie denkt und handelt er?
Fast jeder hat sich auf der Suche nach Informationen schon einmal auf zu vielen Unterseiten verirrt und dabei wichtige Dinge übersehen. Das Gehirn ist damit schnell überfordert, da es nur einen kleinen Teil der visuellen Eindrücke und Informationen, die auf uns einströmen, aufnehmen kann. Um einen Overload zu verhindern, muss es entscheiden, welche dieser Eindrücke bewusst wahrgenommen werden und welche irrelevant sind. Dafür besitzt das Gehirn Wahrnehmungsfilter, mit deren Hilfe es die Informationsflut individuell eindämmt. Diese Filter dienen auch zur Priorisierung der Eindrücke, da der Nutzer nicht allen Informationen in seinem Blickwinkel gleich viel Beachtung schenken kann.
Attention, please!
Die Aufmerksamkeit spielt eine wichtige Rolle. In einem guten User Interface wird sie gezielt auf die Informationen gelenkt, die für den Nutzer in diesem Moment wichtig sind. Um Beachtung zu finden, müssen Elemente optisch „Hallo, hier!“ rufen. Die Hervorhebung eines Call-to-Action Buttons durch eine Signalfarbe, eine bestimmte Anordnung von Elementen, oder beispielsweise eine Rückmeldung nach dem Klick auf eine Schaltfläche, können beeinflussen, worauf sich der Nutzer konzentriert.
Ein großer Teil der Wahrnehmung läuft unbewusst ab. Wenn wir zum Beispiel ein Bild betrachten, checkt das Gehirn sofort bestimmte Kriterien ab. Welcher Teil liegt im Vorder- oder Hintergrund? Hebt sich eine Form von einem Hintergrund ab? Durch das Öffnen von Layern oder Schaltflächen, die auf einem Hintergrund platziert sind, wird ein Interface in mehrere Ebenen unterteilt. Sind diese, zum Beispiel durch Schatten, deutlich voneinander zu unterscheiden, findet sich der Nutzer leichter zurecht.
Die wahrgenommenen Reize und Informationen sind Futter für das Gehirn und werden im Denkprozess verarbeitet. Dort werden sie gespeichert, verändert und können später wieder abgerufen werden. Das Gedächtnis ist komplex und wird in Ultrakurzzeitgedächtnis, Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis unterteilt. Das Gehirn neigt dazu, möglichst energiesparend und effizient zu arbeiten. Nur wichtige und oft wiederholte Informationen werden länger behalten und im Langzeitgedächtnis gespeichert. Gemerkte Informationen kann das Gehirn leichter abrufen, wenn es kleine Hinweise zu deren Speicherort erhält. Für eine positive User Experience ist es daher wichtig, dass der Nutzer Elemente wieder erkennen kann, und sich nicht daran erinnern muss.
Das Denk- und Speicherkonzept des Gehirns ist hierarchisch aufgebaut. Es ist in Kategorien aufgeteilt und enthält weitere Ebenen mit Querverbindungen. Somit funktioniert es wie eine Datenbank. Ein großer Teil der Denkprozesse wird vom Unterbewusstsein gesteuert.
Per Definition ist Handeln eine geplante Aktion, mit der der Nutzer ein Ziel verfolgt. Handlungen basieren zu einem großen Teil auf erlerntem Wissen und laufen damit eher automatisch und unbewusst ab.
In einem Informationssystem verfolgt der Nutzer das Ziel, an bestimmte Informationen zu gelangen. Die Bedienelementen des Interface dienen als Mittel, dieses Ziel zu erreichen. Wie gut die Usability eines Interface ist, hängt also davon ab, wie hilfreich diese für das Handeln des Nutzers ist. Hat man ein paar Basics über die Funktion des Gehirns gelernt, lassen sich einige Dinge für eine positive User-Experience, gute Usability und gelungenes Interface Design ableiten.
Gleiches bleibt gleich Das Interface sollte modular sein und konsistenten Regeln unterliegen, sodass der Nutzer – wenn auch unbewusst – Muster erkennen kann. Denn nur wenn ihm der Aufbau des Informationsangebots vertraut ist, kann er seine Aufmerksamkeit schnell auf die relevanten Elemente lenken. So sollten beispielsweise klickbare Elemente immer gleich aussehen und sich eindeutig von nicht klickbaren unterscheiden und dem Nutzer damit ein Navigieren ohne Anstrengung und Nachdenken ermöglichen
Wichtiges muss ins Auge fallen Damit sich der Nutzer mühelos orientieren kann, muss die Auffälligkeit verschiedener Informationen differenziert werden. Um Elemente innerhalb des Interface systematisch hervorzuheben, können Regeln festgelegt werden, um die Aufmerksamkeit des Nutzers gezielt zu lenken. Der Nutzer lernt dann beispielsweise, welche Buttons aktiv oder inaktiv, welche Informationen wichtig oder unwichtig sind, je nachdem, wie groß ihre visuelle Lautstärke ist. Der Einsatz von großen Schriftarten und leuchtenden Farben erregt Aufmerksamkeit. Aber Vorsicht: Damit der Nutzer nicht vom Wesentlichen abgelenkt wird, sollten diese stets wohl dosiert und mit bedacht an den passenden Stellen platziert werden. Tipp: Auch leere Flächen eignen sich gut als Kontrast, um Informationen hervorzuheben.
Kurze Wege führen ans Ziel Wenn der strukturelle Aufbau des Informationssystems der Gedächtnisstruktur des Nutzers ähnelt, fühlt sich die Bedienung des Interface für ihn intuitiv an. Einfachheit und Effizienz sind dabei die wichtigsten Kriterien. Damit der Nutzers möglichst einfach an sein Ziel gelangt und sich nicht in komplizierten Klickwegen verirrt, sollten diese kurz und logisch sein. Eine hierarchische Gliederung der Informationen, etwa mit Überschriften und Verweisen, helfen ihm dabei, sich besser zurecht zu finden.
Weniger ist mehr Um den Nutzer nicht mit Reizen zu überfluten, sollte eine Website oder ein anderes Informationssystem nicht überladen sein bzw. wirken. Sind die wichtigsten Informationen auf den ersten Blick erkennbar und nicht in Menüs oder Unterseiten versteckt, ist der Nutzer motiviert, sich mit den Inhalten zu beschäftigen. Zudem kann sich der Nutzer in der Regel nur an drei bis vier Informationen gleichzeitig erinnern. Um dem Kurzzeitgedächtnis das Erinnern zu erleichtern, hilft es daher, sich auf das Wesentliche zu beschränken, Elemente zu gruppieren oder nach ihrer Wichtigkeit zu ordnen.
Erwartungen erfüllen Der Nutzer ist ein „Gewohnheitstier“, Dinge die sich nicht so verhalten, wie er es erwartet, lassen ihn misstrauisch oder verunsichert zurück. Um ihm ein neues Informationssystem von Anfang an vertraut wirken zu lassen, sollten Interaktionen mit dem Interface daher realen Handlungen ähneln. Beispielsweise wird ein Artikel beim Kauf in einem Onlineshop – wie im realen Leben – in einen Warenkorb gelegt. Kleine Interaktionen, wie scrollen von oben nach unten, das „blättern“ auf dem Tablet oder das ablegen von nicht mehr Benötigtem in den Papierkorb, erscheinen dem Nutzer intuitiv, da sie sich an physikalischen Gesetzen orientieren und sich vertraut anfühlen.
Gutes UX Design ist keine Zufallskunst, sondern basiert auf fundierten Erkenntnissen der Kognitionspsychologie. Wer das Gehirn des Nutzers versteht, gestaltet Interfaces, die intuitiv, effizient und angenehm zu bedienen sind. Mit den richtigen Tricks, wie klarer Struktur, visueller Hervorhebung und einer Prise Einfachheit, wird jede Website zum Surferparadies – für glückliche Nutzer und erfolgreiche Projekte!
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